Merry christmas oder ein wunderschönes Weihnachtsfest euch allen…

Die Geburt von Jesus Christus hat nichts mit dem Weihnachtsfest zu tun, das wissen wir eigentlich alle. Wie ist unser Weihnachtsfest also wirklich entstanden? Um das zu verstehen, müssen wir in die sehr frühe Zeit zurückkehren, nach Babylon, und uns mit einer noch älteren vorchristlichen Gottheit beschäftigen. Dort hat es seine Wurzeln.

Schon gegen Ende des 3. Jahrtausends vor Christus wurde die Existenz von Babylon bezeugt. Babylon hatte eine wechselvolle Geschichte, es wird geschätzt, dass die Stadt von ca. 1770 bis 1670 v. Chr. und wiederum von ca. 612 bis 320 v. Chr. die größte Stadt der Welt war. In vielen Kulturen wurde in diesem langen, vorchristlichen Zeitraum am 25. Dezember (nach dem späteren Julianischen Kalender) das Fest der Wintersonnenwende gefeiert.  Nach den alten Kalendern war der 24. Dezember der dunkelste Tag im Jahr, am 25. Dezember begannen die Tage wieder länger zu werden.

Babylon gehörte zu den vier wichtigsten Mächten in Vorderasien. Hier wurde wie in ganz Vorderasien der vorderasiatische Mithraskult gefeiert. Mithras war eine  römische Göttergestalt, eine mythologische Personifizierung der Sonne, und an diesem Tag wurde die Geburt des ursprünglich viel älteren und in die römische Götterwelt integrierten indischen Lichtgottes gefeiert. Die Ägypter legten mit dem Isiskult die Geburt des Horus auf diesen Tag. Im Römischen Reich feierte man zur Zeit der Wintersonnenwende (Natalis solis invicti) den Sonnengott Saturn.  Die Germanen feierten das Julfest oder Mitwinterfest.

Der ursprüngliche Gott Mitra bezeichnet eine sehr alte, indische Gottheit. Seit dem 14. Jahrhundert vor Christus wurde er als Mithra im Gebiet des späteren Perserreiches und in Altindien verehrt, erst als Gott des Rechtes und der Bündnisse, später dann auch als ein Licht- beziehungsweise Sonnengott. Die Römer lernten den Mithraskult 67 n.Chr. kennen, der daraufhin entstehende römische Mithraskult ist aber wohl eine römische Neuschöpfung gewesen, die vom iranischen Kult nur peripher beeinflusst wurde. Er erreichte seinen Höhepunkt im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. und unterlag im 4. Jahrhundert n. Chr. dem nunmehr staatlich geförderten Christentum. Es dauerte allerdings noch länger, bis der Kult ganz unterdrückt werden konnte, der große Haupttempel des Sol Invictus Mithras in Baalbek bestand so noch im 6. Jahrhundert n. Chr.

Umstritten ist, wie verbreitet der Kult tatsächlich war und welche gesellschaftliche Bedeutung er besaß. Eine wirkliche Konkurrenz zu dem ganz anders ausgerichteten und strukturierten Christentum scheint er nicht gewesen zu sein, schon alleine wegen des Ausschlusses der Frauen. Während das Christentum vielfach von Müttern an ihre Kinder weitergegeben wurde, konnte der Mithraskult neue Anhänger nur durch Mission gewinnen. Der römische Mithraskult war ein Mysterienkult, die Glaubensinhalte und Rituale durften nicht aufgeschrieben oder weitergegeben werden. Zudem bemühte sich das siegreiche Christentum, die Erinnerung an den Mithraskult möglichst zu unterdrücken. Deswegen ist über die genaueren Inhalte des Kultes fast nichts bekannt.

Ähnlich wie der persische Gott Mithra Jahrhunderte zuvor schon als Sonnengott verehrt worden war, bekam Mithras auch bei den Römern sehr oft den Beinamen Sol Invictus (lat. „der unbesiegte Sonnengott“). Viele antike Abbildungen zeigen Mithras gleichrangig mit dem Sonnengott Sol oder als Sieger über den sich ihm unterwerfenden Sol. Mithras ist nicht identisch mit der römischen Gottheit Sol, der Beiname Sol Invictus sollte vielleicht ausdrücken, dass er die Rolle des Beherrschers des Kosmos übernommen hatte, die vorher Helios/Sol besaß. Zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert n. Chr. war der Sol Invictus Mithras eine der beliebtesten Gottheiten unter römischen Nichtchristen.

Der Dezember war der Hauptmonat der heidnischen Feste und der 25. Dezember der Höhepunkt der Winterfeiern. Diese Feste waren wichtige Feste der Hoffnung, die den Menschen schon immer die Zuversicht geschenkt hatten, dass sich mit der weichenden Dunkelheit auch alles andere wieder bessern würde.

Der römische Kaiser Aurelian setzte 274 n. Chr. den babylonischen Bel unter dem Namen Sol Invictus („unbesiegbare Sonne“) als Reichsgott ein und machte den Kult des Sol Invictus, der im Einklang mit dem Mithraismus stand, kurzzeitig zur Staatsreligion. Das Fest war am 25. Dezember, und es war natürlich auch ein Fest der Hoffnung. 

Auch die Christen sehnten sich nach Hoffnung. Und so nutzten ihre damaligen Oberhäupter dieses so wichtige Fest und machten es zur Legende von der Geburt Jesu Christi, ihres Erlösers, der ihnen mit seiner Wiedergeburt die größte aller Hoffnungen gab, die auf ewiges Leben. Im Jahre 354 n. Chr. führte Papst Liberius den 25. Dezember als Geburtstag Christi und damit als Weihnachtsfest in Rom ein. Auf dem 2. Konzil von Konstantinopel 381 wurde das Weihnachtsfest unter Kaiser Theodosius schließlich zum Dogma erklärt. So wurde aus der uralten altindischen Gottheit Mitra und dem späteren Sonnenkult der Römer das „christliche Weihnachtsfest“.

Das Weihnachtsfest ist also tief in die Geschichte der Menschheit verwurzelt und schenkte den Menschen in verschiedenen Kulturen und Religionen Hoffnung, die Hoffnung auf eine Besserung ihrer Lebensumstände und ihres Lebens allgemein, und die Hoffnung auf ein ewiges Leben.

So dürfen auch wir es heute sehen. In der erwartungsvollen Adventszeit, der immer dunkler werdenden Zeit, haben wir immer mehr Kerzen angezündet. Morgen, am 25.12.2013, ist der nach der alten Zeit dunkelste Tag des Jahres 2013 Vergangenheit, und er wurde von uns mit Hilfe von Lichtern und Kerzen erhellt. Jetzt werden die Tage wieder heller, und damit dürfen wir hoffen, dass auch das Licht in unserem Leben wieder an Kraft gewinnt. Und genau das ist der tiefere Sinn von Weihnachten.

Was immer das Christentum auch heute zu diesem Tag sagt, immer stehen das Licht der Erlösung und die Hoffnung auf Wiedergeburt zum göttlichen Leben in alle Ewigkeit im Mittelpunkt. Die Freude über das Kind in der Krippe bedeutet die Hoffnung auf Frieden, Liebe, Nächstenliebe und Gnade, denn Christus hat alle Schmerzen und Leiden dieser Welt auf sich genommen. Auch wenn der Papst kosmopolitisch am 25.12. den Segen „urbi et orbi“ der Stadt und dem Landkreis spendet und seiner Hoffnung auf Frieden auf der ganzen Welt Ausdruck verleiht, hinter all diesen Rieten und Worten steht die einfache Hoffnung auf ein besseres Leben im neuen, immer stärker werdenden Licht dieses neuen Jahres 2014, wie es schon vor weit über 3500 Jahren der Fall gewesen ist.

So, wie ich das jetzt verstehe, können wir Weihnachten getrost als Fest der Hoffnung auf ein immer stärker werdendes Licht in unserem Leben feiern, egal, welcher Glaubensgemeinschaft wir angehören. So ähnlich tun die Menschen das schon seit 3500, wenn nicht gar seit 5000 Jahren, und etwas, das so tief in die Menschheitsgeschichte verwurzelt ist, kann nichts Schlechtes sein.

In diesem Sinne wünsche ich euch frohe Weihnachten!