Au, au, der Papst!

Au, au, da hat der Papst sich aber in seiner Wortwahl schwer vergriffen! Und ich denke noch nicht einmal, dass er das wirklich so gemeint hat, er hat ja von einem Vater erzählt, der sein Kind manchmal schlägt, weil Schläge beizeiten zur Erziehung nötig seien, aber niemals ins Gesicht, damit die Würde des Kindes nicht verletzt werden würde durch das Schlagen.

Ich stelle mir gerade so vor, der Vater legt seinen Sohn über das Knie und gibt ihm zehn Schläge auf den Popo, danach steht der Sohn mit Tränen in den Augen auf und dankt seinem Vater für die Mühe, die er sich mit seiner Erziehung macht und geht würdevoll davon, zwar mit Tränen in den Augen, aber in seiner Würde nicht verletzt.

DAS ist so gedacht natürlich sträflich und strafbar, das geht gar nicht! Der Vater ist stärker als der Sohn, der Sohn ist noch ein Kind und vom Vater abhängig. Zudem ist der Vater eine ausgereifte Persönlichkeit, der Junge muss da erst noch hinkommen. Deswegen schlägt der Vater als Stärkerer seinen Sohn als den Schwächeren, und das ist eine Erziehungsform, die ich niemals gutheißen würde!

Ich kann das gar nicht genug betonen, mich schüttelt es bei dem Gedanken, ein Kind zu schlagen, körperlich zu züchtigen. Ich habe keine Kinder, aber Hunde, da ist es in einem gewissen Maße genauso. Ich habe meine Hunde noch kein einziges Mal geschlagen, und das ist der Grund, warum sie meine Hand lieben und niemals Angst vor mir haben. Hunde können sich aber auch sehr gut daneben benehmen. Da habe ich einen Reaktionskatalog an Tadeln, und zwar mündliche Tadel. Der erste fängt mit leise gesprochenen, mahnenden Worten an und der letzte ist ein Anschreien mit heftigem „pfui“ und „Vorsicht“, was ich jetzt vielleicht vier Mal in diesen vergangenen sieben Jahren wirklich tun musste. Und warum schreie ich meine Hunde nicht an? Weil sie das fast genauso sehr erschreckt wie ein Schlag. Schon die Andeutung eines Fußtritts oder Schlages empfinden sie als eine massive Drohung, wie einen Schlag selbst eben auch.

Warum erzähle ich jetzt von meinen Hunden? Weil ich denke, dass beim Schlagen einer schwächeren Person durch eine Stärkere beide an dieser Sache beteiligt sind. Wenn ich genau hinsehe, sehe ich die Signale, die meine Hunde mir geben, und kann gegen reagieren, und zwar rechtzeitig! Bevor die Hunde den fremden Kinderwagen entern und ein Würstchen klauen! Wenn der Vater genauer hinsehen würde, würde er vielleicht auch die Signale sehen, die ihm sein Sohn gibt. Scheints hat er sie übersehen und die Situation ist eskaliert, Kinder reagieren nicht wie Erwachsene, sie sind keine keinen Erwachsenen! Der Vater beschließt, den Sohn als letzten Ausweg zu schlagen. Der Sohn fühlt sich geistig und seelisch wahrscheinlich genauso verletzt wie körperlich durch den Schmerz, es gibt kein Schlagen von Kindern, das ihre Würde nicht verletzen würde!!!

Um noch einmal zum Papst zurück zu kommen, ich denke mir, er hat in diesem Moment einfach so weit gar nicht gedacht. Das kann ja mal passieren. Aber sein Verein (also die katholische Kirche 🙂 ) hat ja eh schon superviel Bockmist gebaut, was die Behandlung von Jugendlichen angeht (wenn ich mich da mal so leger ausdrücken darf), er sitzt also quasi im Glashaus, wenn er dann solche Sachen sagt.

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Bei Erwachsenen nimmt das Schmerzzufügen durch Schlagen oder andere Spielarten eine völlig andere Position ein, die auch nicht jeder Erwachsene dieser Gesellschaft verstehen kann. Die Frage ist doch: Kann man schon alleine durch das Lesen und/oder Schreiben erotischer oder pornografischer Literatur ein Verbrechen begehen, das dem Übergriff des Vaters auf seinen Sohn ähnelt? Da eine solche Thematik kürzlich hier im Blog aufgeworfen wurde, kommt von mir jetzt dazu ein Kommentar :).

Ich bin der festen Überzeugung, dass die Worte und Gedanken frei sein müssen, heute und in der Zukunft. Es darf nicht sein, dass sie aus Angst vor Unterdrückung oder Unverständnis nicht mehr ausgesprochen oder gedruckt werden.

Was hat das mit SM zu tun?

Na ja, jedem von uns hier sind viel zu viele Menschen bekannt, die mit SM nicht nur nichts anfangen können, sondern es auch für verwerflich, abartig und pervers halten (siehe Kommentar Waldfee). Diese Menschen sind der Meinung, Lustgewinn durch Schmerzen ist nichts anderes als ein Deckmantel für Gewaltexzesse innerhalb einer Beziehung, in der ein schwacher Partner durch einen starken unterdrückt wird.

Das ist eine persönliche Auffassung, die ich nicht verbieten kann (und will). Tatsache ist ja auch, dass es viele derart gelagerte Beziehungen gibt, wieder viel zu viele, wo das auch tatsächlich genauso der Fall ist.

Ich kann nur meine Gegenargumente vorbringen (ohne jetzt dabei den ganzen BDSM erklären zu wollen!). Ich denke, Sexualität bestimmt unser Leben, ob wir nun welche haben oder nicht, sie tut das auf jeden Fall. Die Sexualität rangiert direkt nach dem Atmen und dann dem Essen und Trinken. Und den Begriff BDSM mag ich nicht und verwende ihn auch nicht, weil eben bei diesem Begriff für meinen Geschmack viel zu viele starre Bilder im Kopf aufkommen. Ich sage lieber D/s, also eine dominant – submissive Beziehung, oder noch besser D/d, eine dominant – devote Beziehung. Warum, frage ich mich, ist meine jetzt folgende Definition so schwer zu verstehen?

Ein dominanter Mann trifft sich mit einer devot veranlagten Frau. Er lernt sie vielleicht bei einem Treffen erst einmal kennen, und wenn die Chemie stimmt, dann legt sie irgendwann über seine Knie und versetzt ihr den ersten Schlag. Danach überprüft er, wie die Frau reagiert. Hat sie Angst, ist sie verunsichert oder erregt sie diese Situation gar? Der dominante Mann tut mit dieser Frage mehr, als es die meisten heterosexuellen Männer in ihren Ehen tun, er kümmert sich ehrlich um das Befinden der Frau, er fragt ehrlich nach. Ein Schlag auf den Allerwertesten bringt in der Regel bei dem Geschlagenen (und Erwachsenen) eine heftige und vor allen sehr ehrliche Reaktion hervor. Reagiert die Frau nun verwirrt oder gar erregt, fällt sein nächster Schlag vielleicht härter aus. Und wenn die Erregung der Frau dann weiter ansteigt und der Mann sich vergewissert, dass er ihr wirklich nicht damit schadet, sondern ihr ihre geheimen Träume erfüllt, ja, warum zum Teufel darf das den Mann dann nicht erregen und die Frau genauso?

Das Stichwort ist Verantwortung. Der dominante Mann muss für seine devote Frau die Verantwortung übernehmen, dass es ihr bei ihm immer gut ergeht. Ich frage mich da gerade, wie viele Ehemänner von „normalen“ Ehen so denken…  Er muss an ihr Interesse haben, muss sie nach ihrer wirklichen Meinung fragen. Danach richtet er sich dann, und so spielt sich eine solche Ehe ein, es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen, ob die Kritiker das nun verstehen oder nicht!

Der Unterschied zu Vater und Sohn ist eben der, dass beide Ehepartner ein erwachsenes, ausgereiftes Gefühlsleben haben (sollten) und damit eine Beziehung begründen, in der beide Partner gleich viel wert sind. Auch wenn die Frau augenscheinlich diejenige ist, die geschlagen wird, dann ist das so und bleibt auch so.

Jetzt wird es mit einhundertprozentiger Sicherheit genügend Menschen geben, die dieser einfachen Ausführung keinen Glauben schenken werden. OK, das akzeptiere ich, aber ich erwarte, dass meiner Meinung ebenfalls diese Toleranz entgegen gebracht wird. Ich will deswegen nicht bedroht werden, und die Ausführungen von Waldfee, was mir im Gefängnis bevorstehen würde, sind eine Drohung! Ich will auch keine ernsthaften Nachteile in Kauf nehmen müssen, wenn ich auf meine Ansicht nicht verzichte. Das ist mir jetzt gerade mit Nina und amazon passiert, aber ich gebe nicht auf, das ist und bleibt mein gutes Recht.

Das einzige, was ich tatsächlich beherzigen werde, ist der erweiterte Jugendschutz. Auf das neue Cover kommt ein dickes „über 18“, wie es jetzt vor meinen Geschichten steht. Ich erschrecke mich selbst immer, wenn ich dieses Schild lese, aber ich sehe ein, dass es wirklich notwendig ist. Ein Jugendlicher kann mit meinen Geschichten nichts anfangen, im Gegenteil, er kann daran Schaden nehmen.

Amazon hat mir wahrscheinlich genau zwei Dinge vorgeworfen: 1. Die Darstellung von noncon-sexuellen Szenen, und 2. eine Gewaltverherrlichung. Alles andere ist ihnen scheints völlig egal. Wenn also jemand betitelt: „Die Erziehung meiner Ehefotze zur willigen Dreilochstute, Untertitel: eine Ehefrau wird von ihrem Mann zu sexuellen Orgien erzogen“, dann nimmt amazon daran keinen Anstoß, weil das Wörtchen „willig“ dabei steht (so dehnbar dieser Begriff auch ist), und weil keine explizite Gewaltverherrlichung geschildert wird. (Auch dieser Begriff ist ja deeeeeehnbar…) Das finde ich echt krank, aber es ist so.

Was jetzt den Vorwurf der Gewaltverherrlichung angeht, da ist auch das persönliche Kopfkino des Lesers verantwortlich dafür, wie er das empfindet. Erotik und Pornografie sind beide in meinen Augen sehr persönliche Anschauungen und lösen in jedem Leser ein anderes Bild aus. Das habt ihr damit gemeint, als ihr geschrieben habt, man müsse meine Geschichten im Kontext lesen. Das stimmt ganz genau, dann wird man lesen, dass Matt weder brutal drauf los prügelt noch sich seiner Verantwortung, die er so auf sich nimmt, entzieht.

Wer verstehen möchte, warum das Popo-Versohlen so lustvoll sein kann, dem lege ich den aktuellen Beitrag dieses Blogs ans Herz. http://www.johannaweber.de/zartliche_Dominanz/DOMINA-BLOG/Eintrage/2012/5/6_Ubers_Knie_legen,_Hose_runter_und_Arsch_voll!.html Ich möchte ihn nicht 1:1 hier hinein kopieren, aber ich finde, da ist es sehr gut erklärt.

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So, und was hat jetzt diese Aussage vom Papst mit D/d und mit mir zu tun? Ich finde es einfach nur beruhigend, dass selbst ein Mann wie der Papst so (miss)verstanden werden kann. Und das musste jetzt einfach mal raus!

Liebe Grüße, euer Matt