Geschichten, die immer gut ausgehen, Teil 3

(Überarbeitet mit einem weiteren Beitrag von she dazu am 23.11.2013)

Dieses Thema ist eben keinesfalls trivial oder unwichtig…

Nadja hat dazu geschrieben:

Also, die Frage nach „guter“ Literatur ist ja immer sehr subjektiv. Man unterscheidet da ja auch nach Unterhaltungsliteratur und „ernsthafter“ bzw. gehobener Literatur. Der geneigte Literaturprofessor mag die E-Literatur wohl für das höchste aller Gefühle halten, aber der durchschnittliche Leser möchte im Grunde doch nur unterhalten werden, anstatt alle zwei Minuten zu überlegen, was der Autor wohl damit sagen wollte. Und natürlich ist diese Unterscheidung auch künstlich und es gibt Überschneidungen.
Für mich muss gute Literatur einfach spannend sein, in welcher Form auch immer.

Ich habe mich auch schon immer für Horror interessiert und kann bestätigen, dass das schlimmste, was ich in meinem Leben jemals gesehen habe, auf einer DVD in einem Chirurgielehrbuch zu sehen war. :-D

Ich denke, man muss auch klar unterscheiden, was man vorhat mit seinen Geschichten. Schreibt man nur für sich oder möchte man sie publizieren und damit vielleicht sogar richtig Geld verdienen?
Im zweiten Fall wäre die Frage, ob der Leser es verzeiht, wenn die Geschichten (zu oft) schlecht ausgehen. Es sollte vielleicht wenigstens noch ein bisschen Hoffnung geben durch ein abgemildertes Ende, damit er wenigstens noch ein bisschen aufgefangen wird.
Ich will mal versuchen eine erotische Geschichte mit einer Liebesgeschichte zu vergleichen (oje, wenn das mal gut geht… ;-) ). Bei der Liebesgeschichte geht es doch im Endeffekt auch ebenso wie bei der erotischen Geschichte darum, bestimmte Emotionen beim Leser zu wecken. Es geht um Liebe, es geht um Lust. Und was danach passiert, ob Mr. Right zwei Monate später schon die Nachbarstochter vögelt und immer vergisst, den Müll rauszubringen, will man doch genauso wenig wissen, wie die persönlichen Gefühle einer vergewaltigten Frau in einem erotischen Roman. Das passt einfach nicht ins Genre.

Sebastian Fitzek hätte mit Sicherheit nicht „scheiße“ gesagt, der Teil kommt von mir und jedes andere Wort hätte zu beschönigend auf mich gewirkt ;-)

Und ein Zitat von she von Jane Austin höchstpersönlich 🙂 :

” Dein Lob für meinen letzten Brief hat mir sehr geschmeichelt, denn ich schreibe nur des Ruhmes und nicht des Geldes wegen.”

J.A. an Cassandra, 16. Januar 1796

P.S.vom 23.11.2013:

Von she, gesendet am 20.11.2013 um 18:56

Vielleicht verwechsle ich ja Ruhm mit Idealen. Anthony Burgess! ……. Der Fuerst der Phantome, Uhrwerk Orange sind Werke die viele Menschen nachhaltig beeindruckt und inspiriert haben. Sex und Gewalt in dieser Form dargestellt, habe ich eher selten gelesen. Spannend, schockierend und realistisch geschrieben. Dieser Mann hat in meinen Augen Ruhm erreicht. Ob er dadurch reich geworden ist? An Bewunderern auf jeden Fall.

Tja, Geschichten, die nicht gut ausgehen, haben ihren ganz besonderen Reiz, finde ich.

Zwei Punkt waren noch nicht angesprochen, und die stehen hier oben :).

Zum einen Schreiben für den Ruhm, und ich setzte wie she das Schreiben für den Ruhm jetzt mal mit dem Schreiben für die eigenen Ideale gleich. Vielen Dank, liebe she, das muss natürlich dazu gesagt werden, man kann mit vielen Motivationen Ruhm erlangen wollen… Ich denke, zur Zeit von Jane hat das noch bedeutet, eine gesellschaftlich relevante Wirkung mit seinen Geschichten zu erzielen, Ruhm, Ideale, bei ihr gesellschaftlicher Art.

Jetzt steht es eher synonym für materiellen Erfolg. Jemand, der eine bestimmte Vision hat und damit eine Wirkung erzielen will, dem geht es darum, dass möglichst viele Mitglieder der Gesellschaft seine Geschichten lesen können, egal, ob über selbst gedruckte Flugblätter oder gedruckte, verkaufbare Bücher. Man denke an die Macht des Wortes in der Zeit der Aufklärung. Heute hat sich das doch mehr zu wirtschaftlichem Erfolg hin entwickelt, und da ist es eben so, dass man ein wenig seine Seele verkauft, wenn man bekannt wird, denn dann fordern die Leser immer den gleichen Stoff. Es gibt ja haufenweise Autoren, die in ihrer Sturm- und Drangzeit alles Mögliche ausprobiert haben, und man ist dann hinterher erstaunt, wenn man hört, was alles, hätte man demjenigen nie zugetraut. Also Erfolg ist ein zweischneidiges Schwert….

Und man muss eben auch einmal sagen, dass die Liebe und Erotik im Lebensmittelpunkt eines jeden Menschen stehen. Das ist ganz anders als bei fast jedem anderen Genre, und ich denke, da legt man deswegen auch unwillkürlich ganz andere Maßstäbe an, was schlecht ausgehende Geschichten angeht.

Ich gebe mal ein Beispiel, wo ich in Harnisch geraten bin. Die Geschichte wurde folgendermaßen erzählt. Eine junge Frau geht hübsch gemacht in eine Disco, wird dort von einem Mann angesprochen. Sie findet ihn nett, aber etwas aufdringlich, und als es ihr zu viel wird, will sie sich ein Taxi rufen. Sie ist nicht betrunken und auch mit einer Freundin da. Der Mann bietet ihr an, das für sie zu tun. Er ist freundlich und höflich, nur eben etwas aufdringlich dabei, wie gesagt. Sie nimmt das an, und als das Taxi da ist, geht sie mit ihm in die Dunkelheit. Wird niedergeschlagen, wacht in seiner Wohnung auf, wird sexuell gefoltert und gebrochen, der Baseballschläger lehnt in der Ecke. Ihr Leben nimmt eine völlig andere Wendung, zum Schlechten hin, sie gerät in die Zwangsprostitution im Ausland, wird verschleppt, ihre Papiere sind weg, nach Jahren dann kann sie die Situation für sich bessern. Das ist für mich ein realistisches schlechtes Ende. Und ich bin fast die Wand hochgegangen, als der Tenor dann war, sie hatte ja selber Schuld in der Disco….

So lange man so schreiben kann, wie man möchte, kann man sich ja so etwas wie ein schlechtes Ende vor nehmen. Wenn es betroffen macht, zum Nachdenken anregt, weil man daraus lernen kann, was hätte geschehen müssen, damit… Dann kann das eine gute Sache sein, finde ich, und auch, wenn ich es selbst im Moment nicht gebacken bekomme, ganz sicher seid ihr davor nicht…

Liebe Grüße!

Geschichten, die immer gut ausgehen, Teil 2

Ooooops, da hab ich meine Gedanken noch gar nicht wieder richtig beisammen, da ist schon die erste Rückmeldung da! Vielen Dank, jetzt muss ich mal sehen, ob ich das überhaupt schon formuliert bekomme, was ich mir gestern beim Einschlafen noch dazu gedacht habe….

Also, die Analogie, die ich da zwischen Horror und Erotik gezogen habe, hinkt etwas. Horrorgeschichten lese und sehe ich gerne, weil ich eben weiß, dass die Realität die wirklich gruseligsten und blutrünstigsten Geschichten schreibt. 🙂 Erotikgeschichten lese und sehe ich aus demselben Grund eben nicht gerne mit einem wirklich realistischen Ende, ich werde nicht gerne daran erinnert, was da in der Realität so alles wirklich passiert, mir ist da mein eigener Kontext lieber, in dem ich mir sicher sein kann, dass alles einen Sinn hat, auch, wenn ich mit der in der letzten Geschichte aufgegriffenen Thematik durchaus das Risiko eingehe, dass mancher Leser, der vielleicht auch selber betroffen ist, gar nicht gerne lesen wird, wie ich diese Thematik verarbeite. Das ist mir sehr bewusst, und ich möchte damit auch niemandem zu nahe treten. Ich würde an dieser Stelle in einem solchen Falle übrigens Vorsicht empfehlen und vielleicht auch, dass der betreffende Leser die Geschichte nicht weiter liest! Und Grundsatzdiskussionen über dieses Thema werde ich hier nicht unterstützen, es ist völlig klar, dass eine Vergewaltigung eine sehr ernste Sache ist. Jeder, der das hier posten möchte, möge das doch bitte an einem geeigneteren Ort tun, für Eigenprojektionen und Selbstdarstellungen biete ich hier nicht wirklich das geeignete Forum, so wichtig solche Statements auch sind, aber hier geht es um Geschichten und eben nicht um die Realität völlig außerhalb meiner Geschichte (was immer das jetzt auch genau heißen mag! 🙂 ). Ich betone es noch einmal, hier geht es nur nur um Geschichten und die konstruktive Auseinandersetzung mit ihnen, und das sehr gerne besonders dann, wenn das Thema an sich schon kontrovers diskutiert wird und Sprengstoff bietet! Aber das war jetzt nur als Einschub gedacht.

Ich habe aber überhaupt keine Lust dazu, selber Horrorgeschichten zu schreiben, auch keine mit einem bösen Ende, obwohl mir das da leicht fallen würde. Tatsächlich hab ich, seitdem ich mit dem Schreiben angefangen habe, auch noch keine geschrieben, wie ich festgestellt habe, und das, obwohl mich Horror mein ganzes Leben lang schon begleitet. Eine ernsthafte Horrorgeschichte würde ich im Moment als langweilig empfinden, und wenn ich dann eine erotische Komponente hineinbringen würde, dann wäre sie für mich zwar nicht mehr langweilig, aber eben auch keine Horrorgeschichte mehr! 🙂 Erotikgeschichten sind Geschichten, mit denen ich mich ernsthaft auseinander setze, und das Ergebnis ist für mich in diesem Kontext bisher, dass ich mich gegen einen realitätsnahen bösen Ausgang sperre, obwohl ich die beiden Aussagen mit derselben Ruhe betrachte: Es gibt keine schlimmeren Horrorgeschichten als die, die das Leben schreibt, und es gibt auch keine schlimmeren Sexgeschichten als die, die das Leben schreibt.

Und da tritt bereits der nächste Punkt zu Tage: Ist eine Erotikgeschichte überhaupt für ein schlechtes Ende gedacht? Ist es so, dass Erotik die Lust im positiven Sinne meint und damit kein schlechtes Ende? Oder ist ein schlechtes Ende dann als ein gutes für den Autor zu verstehen? (Au, das führt auf Glatteis…) Gibt es da einen grundsätzlichen Unterschied zu einer Sexgeschichte oder gar einer Pornogeschichte, in der das Ende böse sein kann und auch oft mal ist? Ich lasse das hier mal als Frage offen stehen, ich bin mir da im Moment wirklich nicht sicher.

Jetzt zitiere ich mal zwei gegensätzliche Aussagen zweier Autoren. Sebastian Fitzek hat geschrieben, er müsse seine Thriller immer gut ausgehen lassen, das sei er seinen Lesern schuldig, Das Leben ist ja auch manchmal schon scheiße genug. (Ob er das jetzt wirklich genau so geschrieben hat, liebe Nadja, weiß ich nicht, tut aber auch nicht wirklich etwas zur Sache im Moment.) Stephen King hat sich übrigens auch so geäußert. Krystan schreibt, eine Geschichte sollte in erster Linie auch dem Autor gefallen.

Hmmm. Ich möchte mal fast wetten, da könnte man jetzt eine riesige Diskussion vom Zaun brechen unter Autoren. Welche Zielsetzung ist die Wichtigere, meine oder die des Lesers? Meine, weil ich die Geschichte schreibe, oder die des Lesers, weil er sie eventuell so durchlebt hat und einschlägig davon berichten kann? Bin ich als Autor gezwungen dazu, eine Geschichte gut enden zu lassen? Oder, anders herum, habe ich als Autor das Recht, dem Leser eine eventuell sehr schmerzhafte Wahrheit vor Augen zu führen? Eine, die ihn vielleicht in einen schweren Flashback treibt?

Okay, wenn ich das so provokativ formuliere, würde ich sagen, dass ich als Autor, wenn ich so eine Geschichte schreibe, eine Warnung vorweg setzen muss (was ich oben damit im Übrigen ja auch getan habe). Dann schließt meine Geschichte einen bestimmten Leserkreis aus. Und das ist gerade eine Sache, die Jane Austin ganz sicher kritisch anmerken würde. Ihre Geschichten waren für die Frauen der damaligen Zeit geschrieben, und zwar für alle, und das war ihr äußerst wichtig. Die Probleme der Frauen waren damals ebenso vielfältig wie heute, vielleicht noch größer, und Jane hat ihre Geschichten ganz sicher im vorrangigen Sinne für ihre Leserinnen geschrieben. Auch wenn man an der Tatsache nicht vorbei kommt, dass sie sich selbst ein solches Ende auch für ihre eigene Lebensgeschichte gewünscht hätte, Jane Austins Motor für ihre Geschichten war ihre persönliche kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, und heraus gekommen sind Geschichten für die (gehobenen) Frauen der Gesellschaft. Und diese Geschichten waren dann auch ein wirklicher Sprengstoff in der damaligen Gesellschaft und damit konstruktiv in ihrer Wirkung.

Hmmm. Soll das jetzt heißen, Literatur ist dem Zeitgeist unterworfen? Die Aussage schmeckt mir nicht. Wie sieht es bei mir im Moment aus? Ich habe persönlich primär für mich persönlich geschrieben, diese Geschichten waren erst nicht für eine Veröffentlichung gedacht. Deswegen hab ich sie ganz unverholen auch für mich geschrieben. Und ich habe schon häufiger Toleranz gefordert beim Lesen einer Geschichte. Dennoch, ich kann diese Frage für mich im Moment nicht endgültig beantworten, ich muss das offen stehen lassen. Mir ist die Meinung meiner Leser tatsächlich ebenso viel wert wie meine eigene beim Schreiben. Das muss ich erst mal einfach so stehen lassen.

Nur eines müsste ich noch einmal betonen: Ich unterscheide zwischen einer Geschichte, die eine gemischt fiktiv/realitätsnahe Anlage hat und einer, die eine streng realitätsnahe hat, gewaltig. Bei der ersteren habe ich da persönlich viel weniger Probleme.

Liebe Grüße!

Geschichten, die immer gut ausgehen…

Vielen Dank für den letzten Kommentar von dir, liebe Nadja. Dazu würde ich gerne kurz etwas schreiben, zu Geschichten, die immer gut ausgehen. Egal, welches Genre, ob nun Thriller, historische Romane oder erotische Geschichten, zu dieser Frage muss man irgendwann für sich selber einmal Stellung beziehen, wenn man schreibt, und dann ist es auch ganz egal, ob man das nur für sich selber tut oder für andere. An dieser Frage kommt kein Autor vorbei :).

Da gibt es zwei berühmte Vorbilder, die mir da auf der Stelle einfallen, im Gegensatz zu Sebastian Fitzek beides Frauen :).

Die eine ist Rosamunde Pilcher, die mit ihren Romanen, die grundsätzlich gut ausgehen, die Welt erobert hat. Da hab ich mal einer interessanten Diskussion in einem Literaturforum beigewohnt, die sich darum drehte, wonach sich gute Literatur grundsätzlich bemisst. Die einen standen auf dem Standpunkt, dass eine Autorin, deren Romane derartige Rekordauflagen zu verzeichnen haben, gute Literatur schreiben muss, weil sich so viele Menschen in ihrem Geschmack nicht irren können :). Nun ja, die anderen sahen das genau anders herum, wie sich unschwer denken lässt.
Die andere ist Jane Austin, eine Vorreiterin der Frauenbewegung und auch eine Autorin, deren eher gesellschaftskritische Romane grundsätzlich immer gut ausgingen, die Heldin bekam am Ende ihren Ehemann, die Güter und ein sorgenfreies Leben. Ihre Romane sind, wenn man sich etwas mit ihrer Biografie befasst, weitaus ambitionierter, und gerade deswegen war es ihr wichtig, dass ihre Heldinnen eben kein tragisches Schicksal erlitten wie sie selber, sondern sich alle ihre Wünsche auch erfüllen konnten. Man kann sagen, bei Jane Austin war ein happy end in ihren Romanen eine Gesellschaftskritik, denn das Leben schrieb zu ihrer Zeit auch in den gehobenen Schichten ja ganz andere Geschichten. Frauen konnten sich zu dieser Zeit ihre Wünsche eben nicht selber erfüllen, sondern waren auf die Männer angewiesen, und oft weitaus subtiler, als man es so auf den ersten Blick hin sah, auf den ersten Blick führten diese Frauen ja ein privilegiertes Leben.
Ich denke, hinter beiden Autorinnen steht ein anderer Werdegang und damit auch eine andere Zielsetzung beim Schreiben, aber sie sind augenscheinlich zu dem gleichen Schluss gekommen und dafür weltweit bekannt geworden: Eine Geschichte sollte gut ausgehen, denn das wahre Leben ist ernst und sorgenvoll genug. Ich habe diese zwei Autorinnen quasi anführen müssen, denn ihre Vita steht wie kaum eine andere für die Bedeutung eines happy ends bei einer Geschichte.

Ich bin jemand, der sich sehr gerne mit Horror-Literatur beschäftigt und Horrorfilme sieht, und ich habe einen sehr einfachen Grund dafür. Ich habe immer gesagt, mich kann da wirklich nichts erschrecken, denn es ist nichts so erschreckend wie das Leben selber. Das müsst ihr mir jetzt einfach mal glauben, dass ich so viel gesehen habe, dass ich zu einer derartigen Schlussfolgerung auch in der Lage bin, aus welchem Grund auch immer. Und was den Horror-Bereich angeht, hat sich das bisher auch immer bestätigt. 🙂

Und wie es so kommt, musste ich bei eben diesem Kommentar feststellen, dass ich so etwas ähnliches auch von erotischer Literatur sagen würde, nur mit einem etwas anderen Tenor, und das nicht unbedingt aus eigener Erfahrung, sondern aus der schlichten Beobachtung, was sich so alles in der Welt zuträgt. Und in der Realität kommt es mir so vor. als ob die Geschichten, die das Leben so schreibt, eben in aller Regel ganz unspektakulär und gewohnt schlecht ausgehen. Gewalt gegen Frauen ist eine Sache, die so alt ist wie die Menschheit selber, würde ich mal meinen, und so alt wie die Eigenschaft des Menschen insgesamt, Aggressionen gegen seine Mitmenschen auszuleben, in welcher Form auch immer.

Wenn ich also Geschichten mit dieser Thematik schreibe, dann würde ein schlechtes Ende eher die Regel als die Ausnahme sein müssen, wenn ich mich an der Realität orientieren wollte. Und genau da liegt mein persönliches Problem, und ich weiß gar nicht genau, wie ich das formulieren soll. Ich habe wohl grundsätzlich ein eher gutes Bild vom Menschen und seiner Wertigkeit, ich habe mich auch lange selber für das Wohl von Menschen eingesetzt, und ich lebe in meinen Geschichten immer mit, auf welcher Seite das auch sein mag. Und deswegen kann ich mich in einer hirnlosen und unsinnigen Zerstörung oder Verletzung von Menschen einfach nicht wieder finden, und ich habe es bisher auch nicht über mich gebracht, eine meiner Geschichten wirklich so enden zu lassen. Ich ziehe innerlich den Hut, wenn ich eine Geschichte lese, die ein realitätsnahes schlechtes Ende beschreibt und dabei gelungen ist, die nachdenklich und betroffen macht, bestenfalls wohlgemerkt. Ich denke, das ist eine hervorragende Leistung, denn man muss den Leser dann so in sein Boot holen können, dass er auch bis zum Ende der Bootsfahrt an Bord bleibt und nicht aus Verzweiflung, Ernüchterung, Empörung oder schlicht Langeweile von Bord springt. Und er sollte am Ende der Bootsfahrt dann auch noch an Land steigen und sich bereichert fühlen, ein klein wenig mehr verstanden haben, wie sich die Welt so dreht. Das ist meiner Meinung nach alles andere als trivial oder leicht hin zu bekommen. Wie soll ich es meinem Leser klar machen, wenn ich es selber gar nicht wissen will? Ich mag nicht belehren oder dozieren in meinen Geschichten, ich möchte eigentlich nur gut unterhalten, und ich bin auch so egoistisch, dass ich dazu sage, ich möchte auch mich selber beim Schreiben gut unterhalten.

Es könnte aber schon gut sein, dass ich mich irgendwann auch an Geschichten mit einem ernsthaft schlechten Ende versuchen werde, eben um dieser Herausforderung willen und weil das Leben ja nun wirklich beileibe kein Rosengarten ist, wie wir wahrscheinlich alle wissen. Wenn es mich überkommen sollte, euch so etwas in einer Geschichte klar machen zu wollen, dann werde ich auch so frei sein und an dieses nachdenkliche Statement zu diesem Thema hier zurück verweisen. Denn dann hätte ich nämlich eine weitere persönliche Entwicklung durchgemacht. Welche das dann wäre, das könnte ich euch aber jetzt nicht sagen, da hab ich momentan keine Ahnung, das müsste ich dann zu dieser Geschichte dazu schreiben, und da wäre ich dann auch selber mal gespannt auf mein zukünftiges Statement dazu :).

In diesem Sinne, liebe Grüße an alle!