Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte, Teil 3 (Josephine)

Ich habe wohl einige von euch wirklich ein wenig erschreckt oder nachdenklich gemacht. Aber auch diese Dinge gehören zum Leben, es ist immer nur die Frage, wie man damit umgeht. Genau deswegen hat dieser Stoff für mich so gut in eine Weihnachtsgeschichte gepasst. Ich hoffe, eure Weihnachtsstimmung ist noch nicht so ganz dahin und ihr könnt diese Gefühle noch abrufen. Macht es euch bequem beim Lesen und viel Spass dabei! lg, euer Matt

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Matt blieb minutenlang schwer atmend auf Josie liegen, war mehr oder weniger völlig außer Atem, genauso wie Josie unter ihm. Er hatte ihr wirklich alles von sich gegeben, das eben hatte sowohl Josie wie auch ihm alles abverlangt, wenn diese besondere Intention bei beiden wohl auch nur zu verständlich war. Schließlich erhob sich Matt wieder, schloss seine Hose und wischte Josies Schritt mit einem dicken, flauschig nassen Tusch sauber, das diesmal Charlene ihm anreichte. Dann hob er sie hoch, an seine Brust, und setzte sich so mit ihr in den Sessel, drückte ihr Gesicht fest und liebevoll an seine Haut. Und nun brachen bei ihr schließlich die Schleusen, endlich ließ sie ihre Mauern einstürzen. Sie fing an, hemmungslos zu weinen, krallte sich in sein Hemd und weinte an seinem Hals, völlig aufgelöst und todtraurig, dass das alles so gekommen war, dass man ihr so weh getan hatte, dass sie dabei so alleine gewesen war, und dass sie es nun nicht mehr war. Sicherlich zwanzig Minuten konnte sie sich überhaupt nicht mehr fassen, bis es ihr dann nach allem, was heute vorgefallen war, doch gelang und ihr Schluchzen leiser wurde.

Sein Vater kam und nahm ihm Josie so, wie sie war, aus seinen Armen, brachte sie ins Badezimmer zwecks Dusche und Pflege. Matt konnte noch hören, wie Josie an seiner Brust wieder in heiße Tränen ausbrach und von ihm leise und ruhig getröstet wurde, mit so viel Liebe in seiner Stimme. Er kannte seinen Vater, er war wie ein Baum, wenn jemand bei ihm Hilfe und Trost suchte. Und zu ihm setzte sich nun seine wunderschöne Frau Nina und nahm sein Gesicht an ihre Brust. Er atmete tief durch und presste ihren schlanken, durchtrainierten Körper in den feinsten Tüchern fest an sich. Dann brach auch er lautlos in Tränen aus. Nina tröstete ihn wie ein Kind, sie war ihm gleichzeitig Mutter und seine devote Frau in diesen Minuten. Sein Vater blieb auffällig lange weg, so dass Matt die Zeit bekam, sich endlich selber wieder fassen zu können. Als sein Vater zurückkam, war Josie deutlich ruhiger und erlöster, und Matt war wieder im Stande, zu agieren und nicht mehr nur zu reagieren.

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Sein Vater breitete eine dicke, dunkelrote Decke zwischen den Sesseln aus, nachdem er den Tisch dafür beiseitegeschoben hatte. Er nahm Josie wieder aus Matts Armen und legte sie so nackt und schutzlos, wie sie war, auf diese Decke. Matt stand wortlos auf und holte seine Geige. In der Zwischenzeit nach Constanzes Aufgreifen hatte er sie wieder gespielt und das sehr häufig, aber trotzdem erschien es ihm wie ein Déjà-vu. Vor einem Jahr hatte eine schöne Frau sich in einen eiskalten Fluss stürzen wollen, und jetzt rang eine andere wunderschöne Frau mit einem finsteren Feind, der ihr den Tod bringen konnte. Und beides Mal hatte seine Geige mit ihrer samtenen, dunklen Stimme und den auf ihr gespielten, getragenen Melodien Linderung des Schmerzes gebracht. Matt setzte sich auf die Lehne eines der schweren Ledersessel und begann, zu spielen. Und was sich vor seinen Augen dabei abspielte, hätte er sich wirklich niemals träumen lassen, aber es zeigte ihm auch, dass alle Anwesenden hier zu einer Familie zusammen gewachsen waren, seiner Familie. Als er sie anrief und dazu holte, hatte er wohl so etwas gehofft, daran bewusst gedacht hatte er aber nicht. Er hatte wohl auch unterbewusst schon da gewusst, dass nur seine ganze Familie mit diesem Schmerz jetzt und in der Zukunft klar kommen würde, dass er ihre Hilfe dabei unbedingt brauchen würde, aber auch das würde ihm erst jetzt klar, wo er sie alle so überblickte. Er hatte rein aus seinem Bauchgefühl heraus gehandelt, wie so oft schon, und es hatte ihm gute Dienste geleistet, wie immer.

Richard und die drei Frauen setzten sich um Josie herum. Das schwere Glas mit dem kostbaren Öl wanderte von Hand zu Hand und alle bedienten sich davon. Es war ein wirklich ergreifender Augenblick, wie die drei Frauen in ihren wunderschönen, raschelnden Kleidern Josies Blöße immer irgendwo anders ein wenig bedeckten, sie brachten damit sehr eindringlich zum Ausdruck, dass ihnen ihre Kleider in einem solchen Augenblick komplett egal waren. Auch Richard mit seinem schwarzen Smoking saß bei ihr, seine Smokingjacke trug schon deutliche Öl- und Puderpulver.

Niemand sagte etwas, alle lächelten Josie nur an. Zärtlich. Liebevoll und empathisch. Das flackende Licht der Flammenzungen aus dem Kamin leckte über ihre Haut, ihren so fürchterlich malträtierten Körper. Während Matt seine Geige erklingen ließ, ölten sie alle gemeinsam Josies Vorderseite so ein, wie er es eben mit ihrer Rückseite gemacht hatte, massierten ihre Haut und fuhren mit ihren vielen Händen Josies Körperproportionen nach. Nichts auf der Welt hätte eindringlich weihnachtlicher sein können als diese Reaktion, mit der seine Familie kollektiv und ohne ein Wort Josie Halt schenkte und ihr ihre Zuwendung versicherte. Matt schämte sich seiner feuchten Augen und seiner Ergriffenheit nicht.

Nina und Charlene, beide schon an die drei Jahre bei ihm (Nina hatte er ein halbes Jahr vor dem Zusammentreffen mit Charlene entführt) gingen sogar noch weiter. Mit ihren eingeölten Fingern schenkten sie Josie überdies noch Lust. Immer war eine ihrer zarten Fingerspitzen in ihrem Allerheiligsten oder auf ihren zarten, aber fein modellierten Honigbrüsten. Josie legte ihre Befangenheit schnell ab und begann, vertieft zu atmen und dann leise und unterdrückt zu stöhnen. Derart im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen hatte sie vorhin noch als entwürdigend empfunden, jetzt liebte sie es. Und die Frauen erregte das auch, sie fühlten Josies Säfte und rieben über ihre immer stärker anschwellenden, samtweichen Schamlippen. Sowohl Nina wie Charlene begannen, vertieft zu atmen, ihre Haut rötete sich, ihre inzwischen auf Händen und Knien ruhenden Körper bewegten sich leicht mit Josies Massage mit. Richard warf ein paar aufmerksame, erfahrene Blicke in die Runde, dann stand er auf und kniete sich hinter Nina. Er hob die vielen Röcke hoch, griff ihr Becken mit zärtlichen, warmen Händen, und drang dann mit einem harten Stoß in sie ein, schenkte ihr Erlösung. Nina schrie leise auf und brach dann doch in Tränen aus. Matt selber hatte ihr Bedürfnis wohl gesehen, aber nicht mehr befriedigen können. Ebenso verfuhr Richard dann mit Charlene.

Matt betrachtete dieses Bild, das sich ihm da bot. Für jeden Außenstehenden musste es nach einer saftigen Orgie aussehen, und das ausgerechnet am Heiligen Abend. Er konnte nur Liebe sehen, ausgeübte, gebende Liebe. Er wusste es wirklich ganz genau, keine seiner Frauen war lesbisch, was sie taten war einfach menschlich, es war eine einfach herzensgute, zärtliche Zuneigung und Ermutigung, da war das Geschlecht vollkommen egal. Und Josies weiches, rundes Fleisch war für die Frauen ebenso anziehend wie für ihn. Matt musterte Josies Halskragen und seine goldene Kette darunter. Sie sah, nur mit diesen Dingen bekleidet, aus wie eine Pharaonin, er konnte sich nicht helfen, zumal ihre Augen jetzt so übergroß wirkten.

Er selbst hatte diverse Vorlieben und Abneigungen im sexuell-dominaten Bereich. Eine davon betraf die vielgestaltigen äußerlichen Attribute, die dominante Männer ihren Frauen anlegten, Hundehalsbänder. Latexmasken, Piercings und was es da alles sonst so noch gab. Matt hätte selbst einem Hund kein Halsband angelegt, um ihn als seinen Besitz zu kennzeichnen, sondern nur aus der Notwendigkeit heraus. Als Zeichen der Übereinkunft, die er mit einer seiner Frauen getroffen hatte, schenkte er ihr eine goldene Kette. Damit zeigte er ihr, wie viel sie ihm wert war, was sie ihm bedeutete, und natürlich auch, dass er sie als seinen Besitz betrachtete, in guten wie in schlechten Zeiten.

Eine zweite Sache, in der Matt bisher nicht so recht mit sich einig war, war das Zurschaustellen zweier Frauen im sexuellen Akt. Natürlich war das so natürlich wie eine Zurschaustellung eines heterogenen Pärchens, aber er hätte sich bei seinem Handeln eben selber nicht zur Schau gestellt, er mochte das nicht, es brachte ihm keinen besonderen Kick. Hier und jetzt hatte Josies Offenbarung genau das erforderlich gemacht, und nun konnte er gut betrachten, wie seine Frauen dazu standen. Sie handelten mit einer so natürlichen Selbstverständlichkeit, wie sie auch die ganze Beziehung zu Matt und seinen anderen Frauen ansahen. Sie hatten es gelernt, zu teilen, und darüber hinaus, dass die Liebe viel größer war, wenn man gab statt nur nahm. Das war großartig. Sie dachten darüber auch nicht nach, sie handelten.

Und noch etwas ging ihm durch den Sinn. Er hätte seinen anderen Frauen heute Nacht nicht mehr auf diese Art Erleichterung verschaffen können. Sein Vater war eingesprungen, und das auf eine so selbstverständliche Art, dass es ihn tief berührte. Seine Frauen hatten auf Richard fast so reagiert wie auf ihn, mehr brauchte es wirklich nicht, um Matt zu zeigen, wie nahe sie sich alle standen.

Während er diese Gedanken so durch sich durch fließen ließ, spielte er auf seiner Geige. Er spielte, was ihm in den Sinn kam, angefangen von eigenen Variationen über wunderschöne klassische Motive bis hin zu Popmusik, er ließ die Stücke einfach ineinander überfließen, sanft und harmonisch, wie es ihm in den Sinn kam. Er ließ sich in seine Musik wie in einen weichen Ledersessel fallen und die Musik drang langsam zu ihm vor, erleichterte sein Herz weiter.

Schließlich hatte sich dieser Sachverhalt, der Josie betraf, in allen Anwesenden gefestigt, und das, ohne dass dazu ein einziges Wort gefallen wäre. Es gab ganz einfach Dinge, da reichten Worte nicht mehr aus, wenn man jemandem wirklich beistehen wollte. Manchmal hieß Anteilnahme, schweigend mit zu leiden. Wie vielen Menschen fehlte genau das! Die drei Frauen halfen Josie auf und dann zurück in ihr sagenhaft schönes, schwarzes Abendkleid. Auch ihre Perücke verklebten sie wieder sorgfältig auf ihrem Kopf, immer wieder kamen Charlene oder Nina unaufgefordert mit irgendeinem benötigten Teil zurück in den Raum. Als Josie wieder so zauberhaft engelsgleich wie vorhin aussah, kam Nina zu ihm und legte ihren Kopf auf seinen Schoß.

„Es ist jetzt im Lesezimmer für fünf Personen aufgetragen, mein Herr!“, flüsterte sie. Matt streichelte ihr über den Kopf, ihre seidigen schwarzen Haare, er hatte mit seiner Wahl sie betreffend so Recht behalten, so überaus Recht. Sie sah zu ihm auf, er lächelte sie liebevoll an und nickte nur. Nina erhob sich wieder mit diesem verschleierten Blick, den sie immer hatte, wenn sie sich ihm hingab. Niemandem außer ihm schenkte sie diesen Blick, es hatten schon genügend dominante Männer bei ihr versucht. Umso lieblicher war es dann, wenn sie nach einer solchen Ablehnung eines ihr offerierten Angebotes stolz und mit einem leicht wiegenden, verführerischen Gang auf ihn zu kam, sich an sein Knie presste, und dann schlagartig mit diesen Augen zu ihm auf sah. Nicht nur ein Mann hatte ihn schon nach seinem Geheimrezept dafür gefragt, aber es gab keines. Es waren nicht mehr als ehrliche Gefühle, die man einfach nur zulassen musste und die man nicht erzwingen konnte.

Auch Josie kam zu ihm und setzte sich an sein Knie, umarmte es und sah mit Tränen in den Augen zu ihm auf. „Ich dachte, ich würde alleine damit fertig werden, Herr“, hauchte sie ihm mit ihrer erotisch dunklen Stimme zu, die jetzt noch ein wenig rauer vor geweinten Tränen war, „und nun bin ich so froh, dass ich das nicht mehr tun muss.“

Matt nickte ihr zu, streichelte ihr ebenfalls über die Haare, die künstlichen. „Es ist alles in Ordnung, mein Engel“, antwortete er ihr leise und gab ihr damit sein rückwirkendes Einverständnis. Er erwiderte ihr zärtliches Lächeln ebenso mit einer tiefen Liebe in sich, dachte dabei daran, was wohl noch kommen mochte. Im Moment war sie scheinbar wieder schmerzfrei, aber die Schmerzen würden wieder kommen.  Schmerzen, die nicht er verursacht hatte, sondern ein übermächtiger, heimtückischer Feind, ein überaus bösartiger, vernichtender Feind. Er oder eine seiner Frauen würden Josie vor dem warmen Kamin festhalten, sie trösten, mit ihr weinen und mit ihr schreien, wenn ihre Schmerzen wieder übermächtig werden würden. Josie brauchte den Schutz von allen von ihnen.  Und Matt würde sie weiter züchtigen, weil sie genau das brauchte, weil sie sich danach in seine Arme fallen lassen und für kostbare Stunden alles hinter sich lassen konnte. Er würde sie niemals anschreien oder anflehen, bei ihm zu bleiben, ihn nicht zu verlassen, er würde vor Mitgefühl niemals wie von Sinnen sein, denn er hatte Hilfe.

Er beugte sich zu ihr nieder und küsste sie lange und inbrünstig. Er sah ihr eindringlich in die dunkeln Augen. „Was immer auch geschieht, kleiner Engel, wir werden für dich da sein, wir alle und insbesondere auch ich. Wir werden für dich stark sein, wenn es dir nicht mehr gelingen sollte.“ Er half ihr auf und legte seine geliebte Geige sorgfältig zurück in den Koffer. Dabei streifte sein Blick die Uhr, die Heilige Nacht war schon lange angebrochen.

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Er ließ seinen wunderschönen Frauen den Vortritt. Sie begaben sich geschlossen in Richtung Lesezimmer, lachten und scherzten leise dabei, als wäre nichts gewesen. Sein Vater wartete auf ihn an der Flügeltür.

„Du hast es geahnt, Vater, nicht wahr?“ Matt bleib bei ihm stehen. Richard nickte.

„Ja, aber nicht nur ich, auch Nina und Charlene. Wir wussten alle, dass da etwas wirklich im Argen lag und dass du dabei Unterstützung brauchen wirst, mein Junge.“

Matt nickte nur. „Ja, das ist wohl wahr“, antwortete er seinem Vater und stellte sich so nahe neben ihn, dass er sich leise an ihn lehnte. Richard legte ihm einen Arm um die Schulter.

„Schäme dich niemals deiner Gefühle“, gab er ihm einen guten Rat. „Du siehst es jetzt mit eigenen Augen, wenn jemand von uns in ein Gefängnis eingesperrt wird, dann gibt es noch andere, die einen guten Grund haben, sich mit einsperren zu lassen.“

Matt sah seinem Vater in die hellblauen Augen, heller als seine es waren. Er hatte den Blick seines Vaters wegen ebendieser Augen immer mit dem eines Seemannes verglichen, der am Horizont nach einem Schiff Ausschau hielt. „Vater, hast du vorhin mit ihr gesprochen?“

Richard nickte. „Ja, mein Junge. Josephine hat ein Mamma-CA, Brustkrebs, aber es hat die Lymphknoten in der Axilla wohl noch nicht erreicht, jedenfalls gehen die behandelnden Ärzte davon aus. Nichts desto trotz wird ihr die Brust amputiert werden müssen. Ich habe ihr versprochen, ich kümmere mich um eine entsprechend gute Klinik, man wird ihr das Implantat kaum ansehen.“

Matt musterte ihn bei seinen Worten, dann durchfuhr es ihn. Richard benutzte nicht umsonst so selbstverständlich diese ärztlichen Fachbegriffe. „Mutter ist in einem ähnlichen Alter an diesem Karzinom gestorben“, erinnerte er sich. Sein Vater hatte darüber mit ihm so gut wie niemals gesprochen, aber nun nickte er. „Ja, und deswegen wirst du mich brauchen, mein Junge. Ich kann dich aber etwas ermutigen. Frauen in diesem Alter haben eine gute Chance, den Krebs zu besiegen, wenn er früh genug diagnostiziert wurde. Es wird nicht leicht werden, Josie hat ihre erste Chemotherapie-Behandlung hinter sich, zwei weitere folgen noch und danach die Operation. Aber diese Diagnose ist kein Todesurteil. Das musst du unbedingt wissen, wenn du mit ihr umgehst!“

Wieder nickte Matt nachdenklich. „Ich danke dir für deinen sexuellen Beistand“, öffnete er ihm dann zögernd, nach einer kleinen Pause und mit etwas Mühe sein Herz noch mehr. „Ich selber hätte nichts dergleichen mehr tun können.“ Wieder nickte Richard nur. „Ich habe eben einfach mehr Erfahrung mit solchen Dingen, mein Sohn!“, begütigte er seinen aufgewühlten Geist. „Und ich habe eher dir zu danken, sie sind alle wirklich reizend!“

Matt schüttelte nachdenklich den Kopf und sah zu Boden. „Wie konntest du so etwas nur erahnen? Mich hätte es bald aus dem Sessel gehauen, und es gibt nicht vieles, wo das der Fall ist!“

Richard lächelte ihn an. „Als ich meinen Eltern, also deinen Großeltern, meine Neigung gestanden hatte, stellte ich ihnen damals meine neue Freundin vor“, erzählte er Matt langsam und versonnen. „Als sie dann einmal für kleine Königstiger musste, schaute mein Vater mich mit großen Augen an und meinte: „Diese Frau ist doch niemals devot!“ Ich musste lachen, denn Angelika war im Alltag tatsächlich alles andere als devot. Sie war eine sehr selbstbewusste und zielstrebige junge Frau, die ganz sicher weder auf den Mund noch auf den Kopf gefallen war. Sobald ich sie mir aber als Dom schnappte, war sie ein ganz anderer Mensch. Unsere Affäre hielt nicht allzu lange, aber wir blieben Freunde. Und so konnte ich miterleben, wie sie sich einen Dom nach dem anderen gefügig machte, und das gegen ihren eigentlichen Willen. Es lag einfach in ihr, sie konnte es nicht ändern und sie war ziemlich verzweifelt deswegen.“ Er sah sich sinnierend um, als wäre diese Frau jetzt hier, würde sich an die Tischkante lehnen und ihm ebenfalls zuhören.

„Angelikas devote Neigung war ein Problem für sie, sie konnte sie nicht recht annehmen. Dadurch verschoben sich auch ihre eigene Fremd- und Selbstwahrnehmung nicht gerade unerheblich von der Wirklichkeit. Sehnte sich der eine Teil von ihr nach der Unterordnung unter einen Mann, so versuchte der andere Teil, dagegen zu steuern. Als Ausgleich musste dann natürlich der Alltag herhalten, und dort versuchte sie alles, um ihren dominanten Mann losgelöst vom ihrem eigentlich dominant-subversiven Verhältnis zu dominieren. Das konnte nicht gut gehen, sie wollte unterbewusst für jede Machtposition, die ihr Partner im dominanten Bereich hatte, ein Äquivalent im Alltag finden, verstehst du mich?“ Matt nickte nur.

„Ich kenne dieses Verhalten von devoten Powerfreuen. Josie wollte es ebenso angehen, alleine und selbstständig, deswegen ihr kompletter Rückzug. Dann, als sie gewahr wurde, dass sie es ohne dich nicht schaffen würde, hatte sie ein riesiges Problem damit, zurück in ihre devote Rolle zu schlüpfen, ohne vor dir ihr Gesicht zu verlieren. Manchmal ist es sehr schwer, diese Wiedersprüche in sich selbst aufzulösen, manche Menschen brauchen Jahre dafür. Josie hat es so gelöst, dass sie zu dir kam, so wie sie war, und sich deiner Entscheidung völlig unterwerfen wollte. Sie rechnete nach ihrem Verhalten durchaus auch mit einer negativ für sie ausfallenden, verstehst du? Aber du hast es erspürt und ihr den nötigen Rückhalt gegeben, sich selbst wieder unter dich einordnen zu können.“

„Keine meiner Frauen wollte bisher in ihrem Leben eine schwere Entscheidung wieder alleine angehen“, antwortete Matt nachdenklich, „aber du hast völlig Recht, Josie ist ja noch nicht so lange bei mir.“ Richard nickte nur.

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Dann warf Matt einen Blich zurück auf die Uhr. „Ach du je!“, entfuhr es ihm, „wir haben es schon weit zwei Uhr durch, und du hast mit deinen Frauen noch nicht einmal diniert. Du wirst in dieser Heiligen Nacht keinen Schlaf bekommen!“

Der Blick, mit dem Richard ihn musterte, war eindringlich. „Kannst du dich erinnern, wie Jesus im Garten Gethsemane mit seiner Angst vor dem Tod am Kreuz rang und seine Jünger bat, mit ihm zu wachen, bis die römischen Soldaten eintreffen würden? Eine einzige Stunde lang, in der er seinen Gefühlen freien Lauf lassen wollte?“ Matt nickte nur. „Nun, was immer dran ist an dieser Überlieferung, ich habe mit dir gewacht, und es stört mich nicht im Mindesten, dass wir heute Vormittag erst zum Schlafen kommen werden, wir alle. Heute Abend, am ersten Weihnachtstag, gibt es dann einen großen Tisch mit allen Frauen, auch mit meinen. Wir rücken zusammen, mein Junge. Und ist genau das nicht der Geist von Weihnachten?“

„Ein Glück“, erwiderte Matt erschüttert. „Welch ein Glück!“ Und er wusste in diesem Moment ganz genau, dass er in dieser Nacht trotz allem, was vorgefallen war, tief und fest schlafen würde. Er lauschte dem Wintersturm, der draußen um das alte Gemäuer tobte. Trotz allem wünschte er sich nicht, der Schnee würde sie abschneiden von der grausamen Welt da draußen, damit er alles so belassen könnte, wie es jetzt war. Er nahm die Herausforderung an.

‘Welch ein Glück‘, dachte er noch einmal, diesmal einfach überglücklich, ‘welch ein unfassbares Glück!

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©Matt